Der 8. Bibliothekskongress wurde heute unter dem Motto #FreiräumeSchaffen eröffnet. Bis zum 2. Juni werden sich im Congress Center über 200 Vorträge, Diskussionen und Workshops mit aktuellen Herausforderungen und wichtigen Zukunftsfragen von Bibliotheken befassen. Dazu werden über 2.000 Teilnehmende erwartet.
Die Eröffnungsveranstaltung fand im Beisein der Bürgermeisterin und Beigeordneten der Stadt Leipzig, Dr. Skadi Jennicke, sowie des Generalsekretärs der Hochschulrektorenkonferenz, Dr. Jens-Peter Gaul statt. Gemeinsam diskutierten sie mit der Präsidentin des bibliothekarischen Weltverbandes IFLA, Barbara Lison, und dem Direktor des Leibniz-Informationszentrums Wirtschaft in Kiel, Prof. Dr. Klaus Tochtermann, über die Frage der gesellschafts- und wissenschaftspolitischen Relevanz von Bibliotheken. Moderiert wurde die Talk-Runde von Ellen Schweda.
Bibliotheken seien zentrale Freiräume für Bildung, ja sogar für die Entfaltung der Menschlichkeit, so Skadi Jennicke in ihren Ausführungen. Sie sind vor allem auch Heimat für ihre Benutzerinnen und Benutzer, die sich die Bibliothek immer wieder zu eigen machten, ergänzte Barbara Lison aus ihren Erfahrungen als Leiterin der Stadtbibliothek Bremen. Bibliotheken waren schon immer zentrale Orte im Wissenschaftssystem und auch aktuell werden wichtige Diskussionen, wie die um das Wissenschaftsurheberrecht oder den offen Zugang zu Forschungsdaten und -publikationen an Bibliotheken geführt, erläuterte Jens-Peter Gaul.
Einig waren sich sowohl die Vertreter der öffentlichen als auch die der wissenschaftlichen Bibliotheken, dass die Bibliothek als „Vierter Raum“, also in ihrer virtuellen Dimension weiter ausgebaut werden müsse, auch nach der Pandemie. Trotz knapper Mittel müsse versucht werden, den analogen und den digitalen Raum gleichermaßen zu entwickeln. Bibliotheken stünden dabei in Konkurrenz zu anderen Kultureinrichtungen und seien, vor allem im wissenschaftlichen Bereich häufig strukturell unterfinanziert.
Überzeugungsarbeit bei den Mittelgebern sei durch nachhaltige Lobbyarbeit zu leisten. Besonders effektiv sei diese, wenn die Trägereinrichtungen selbst einen Mehrwert durch die Bibliothek erhielten, etwa durch Wissenschaftsberatung oder Politikberatung. Oder durch positive Erfahrungen, die sie selbst in der Bibliothek machen könnten.
„The future of libraries is open“ so Prof. Dr. Klaus Tochtermann, wenngleich die Offenheit auch eine Herausforderung darstelle, wie Jens-Peter Gaul hinzufügte. Im Bereich der Open Access Publikation hinterfrage sie die traditionelle erfolgreiche Partnerschaft zwischen Bibliotheken, Verlagen und dem Wissenschaftssystem und etabliere neue Geschäftsmodelle, deren Umsetzung auch Bibliotheken herausforderten.
Insgesamt sei die digitale Transformation nur durch eine rasche Änderung der Ausbildungsinhalte und durch entsprechende Weiterbildungsangebote zu erreichen.
Besonders im Fokus beim Eröffnungstalk stand die Situation der kleineren Bibliotheken auf dem Land. Um auch im ländlichen Raum hochwertige Angebote machen zu können, seien Vernetzung, Integration und Kooperation von größter Bedeutung.
Für einen schwungvollen Auftakt des Kongresses sorgte die Leipziger Band Hot Staff.
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