Verleihung 2020 an Wikimedia Deutschland e.V.

Die digitale Preisverleihung 2020 war eine Premiere für den Dachverband: Wikimedia-Aktive sowie Bibliothekarinnen und Bibliothekare konnten virtuell dabei sein, als Wikimedia Deutschland e.V. am 18. November mit der Karl-Preusker-Medaille ausgezeichnet wurde.

Die digitale Preisverleihung 2020 war eine Premiere für den Dachverband: Wikimedia-Aktive sowie Bibliothekarinnen und Bibliothekare konnten virtuell dabei sein, als Wikimedia Deutschland e.V. am 18. November mit der Karl-Preusker-Medaille ausgezeichnet wurde. Die Veranstaltung wurde im Livestream von der UB Rostock übertragen. Antje Theise, die Direktorin der Universitätsbibliothek, hielt die Laudatio im historischen Konzilzimmer der Universität Rostock. Bibliothek und Information Deutschland würdigt mit der Auszeichnung die jahrzehntelange Partnerschaft, die Bibliotheken und Wikimedia seit Bestehen des gemeinnützigen Vereins 2004 verbindet.

Im Anschluss an den Festakt fand eine Podiumsdiskussion mit live zugeschalteten Vertreterinnen und Vertretern von Wikimedia, Wikipedia und der Deutschen Nationalbibliothek über Perspektiven einer noch intensiveren Kooperation von Bibliotheken und Wikimedia statt.

Dr. Lukas Mezger, Präsidiumsvorsitzender von Wikimedia, bei der Preisverleihung;

Foto: 2020 / UB Rostock

Universitätsrektor Prof. Dr. Schareck bei der Begrüßung im historischen Konzilzimmer

Foto: 2020 / UB Rostock

Prof. Dr. Schareck, der Rektor der Universität Rostock, betonte in seiner Begrüßung des über Livestream zugeschalteten Publikums, dass die Verleihung der Karl-Preusker-Medaille 2020 in Rostock eine große Ehre für die Universität sei. Gleichzeitig bekannte er, dass auch er sein Wissen über Karl Benjamin Preusker aus der Wikipedia bezogen habe. Gerade in einer Zeit, in der die digitale Vernetzung so stark im Vordergrund stehe, wie jetzt, hätte der Dachverband keinen geeigneteren Preisträger finden können als Wikimedia. Der Namensgeber des Preises und Wikimedia stehen für eine Öffnung des Zugangs zum Wissen für möglichst breite Bevölkerungsschichten. Auch Preusker hat in seiner Zeit engagiert Neuland betreten, indem er eine erste Bürgerbibliothek gegründet hatte, betonte Sabine Homilius, die Präsidentin von Bibliothek und Information Deutschland in ihrem Grußwort. Wikimedia und Bibliotheken haben so viele Gemeinsamkeiten, „dass einer glücklichen Eheschließung wohl nichts im Wege stehen sollte“, so Homilius. Sie stehen für ähnliche Werte, vor allem den offenen Zugang zu Wissen, der es in einer demokratischen Gesellschaft ermöglicht, in einen zugewandten Dialog zu treten.

Grußwort von Dr. Sabine Homilius, Präsidentin von BID

Foto: 2020 / UB Rostock

Das Menschenrecht auf Bildung und Wissen liegt den ideellen Maximen von Bibliotheken und Wikimedia gleichermaßen zugrunde, so Antje Theise in ihrer Laudatio. Beide Wissensorganisationen haben das Ziel, die Welt zu einer besseren zu machen. Die Bedeutung der Wikipedia, des bekanntesten Projekts von Wikimedia, zeigt ihre rasante Entwicklung: Waren es 2003 noch 10.000 Artikel, so hat die deutschsprachige Wikipedia mittlerweile 2,5 Mio. Einträge. Das Lesen der gesamten deutschsprachigen Online-Enzyklopädie würde 11 Jahre dauern! Und die Wikipedia nimmt unter den am häufigsten besuchten Websites weltweit den fünften Rang ein. Wikipedia hat dadurch eine größere Reichweite als Bibliothekskataloge oder Datenbanken. „Wer sichtbar sein möchte, verlinkt seine Bestände und Webseiten in Wikipedia-Artikeln“, so die Überzeugung der Bibliotheksdirektorin Antje Theise.

Laudatio von Antje Theise, Direktorin der Universitätsbibliothek Rostock

Foto: 2020 / UB Rostock

Doch das Engagement geht weit über die freie Enzyklopädie hinaus. Wikimedia Deutschland hat mittlerweile 19 Projekte auf seiner Website verzeichnet, die bekanntesten darunter Wikidata, die größte freie Datensammlung der Welt mit über 86 Mio. Datenobjekten und die Software Wikibase, die die Verknüpfung der offenen Daten im Sinne von Linked Data nach den FAIR-Prinzipien (findable, accessible, interoperable and reusable) ermöglicht. Die Deutsche Nationalbibliothek möchte die Wikibase-Software nutzen, um die Gemeinsame Normdatei zu öffnen und die Mitarbeit von außen zu erleichtern. Dieser Kooperation wurde mit der gemeinsamen Unterzeichnung des WikiLibrary Manifests Ausdruck verliehen.

Doch das Engagement geht weit über die freie Enzyklopädie hinaus. Wikimedia Deutschland hat mittlerweile 19 Projekte auf seiner Website verzeichnet, die bekanntesten darunter Wikidata, die größte freie Datensammlung der Welt mit über 86 Mio. Datenobjekten und die Software Wikibase, die die Verknüpfung der offenen Daten im Sinne von Linked Data nach den FAIR-Prinzipien (findable, accessible, interoperable and reusable) ermöglicht. Die Deutsche Nationalbibliothek möchte die Wikibase-Software nutzen, um die Gemeinsame Normdatei zu öffnen und die Mitarbeit von außen zu erleichtern. Dieser Kooperation wurde mit der gemeinsamen Unterzeichnung des WikiLibrary Manifests Ausdruck verliehen.

Wikimedia und Bibliotheken ähneln sich darin, dass sie kooperativ arbeiten und erkannt haben, dass sie durch Vernetzung mit Partnern mehr erreichen, wenn es darum geht, kulturelle Schätze zu bergen und außergewöhnliche Sammlungen sichtbar zu machen.

Insbesondere geschieht dies im Hackathon für Kulturdaten, „Coding da Vinci“, der 2014 zum ersten Mal bundesweit stattfand und seit 2016 in regionalen Veranstaltungen fortgesetzt wird. Mit den Kulturdaten von Bibliotheken und mittlerweile über 150 Einrichtungen wird dabei experimentiert, sie werden zugänglich und in neuen Zusammenhängen sichtbar gemacht. Aus den Quellen der Bibliotheken entstehen z. B. mobile Apps, Online-Dienste oder auch Spiele. Und vor allem werden Menschen aus den verschiedensten Lebensbereichen zusammen gebracht. Dies habe zu einer Öffnung der Bibliotheken und Kultureinrichtungen geführt, betonte Antje Theise.
Zu den weniger bekannten Projekten gehören solche, in denen Wikimedia junge Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen darin unterstützt, ihre Forschungen außeruniversitär frei zugänglich zu machen (Fellow-Programm Freies Wissen) oder die digitale Lehrkompetenz zu fördern. In der noch jungen Kampagne #ÖGÖG (Öffentliches Geld – Öffentliches Gut) setzen sich mehrere Verbände zusammen mit Wikimedia dafür ein, Bildungsbeiträge des öffentlich-rechtlichen Rundfunks dauerhaft unter freier Lizenz online zu stellen.

Die Verleihung der Karl-Preusker-Medaille möge ein weiterer Ansporn sein, die Zusammenarbeit zwischen Wikimedia und den Bibliotheken zu vertiefen, so die Hoffnung der Laudatorin.

Lukas Mezger, der Vorsitzende des Präsidiums von Wikimedia, war sichtlich gerührt, als er die Medaille in den Händen hielt, während die Präsidentin von BID, Sabine Homilius, die aus Frankfurt zugeschaltet war, den Urkundentext vortrug.

In seiner Dankesrede bemerkte Lukas Mezger gleich zu Anfang, dass den Preis mit Wikimedia gewissermaßen eine „Kleinstadt“ erhalten hat: „Mit der Medaille ehren Sie sowohl die Hauptamtlichen unseres Vereins für ihre Arbeit als auch das Engagement der vielen tausend ehrenamtlichen Wikimedia-Aktiven, die sich in ihrer Freizeit dafür engagieren, Wissen zu sammeln, aus Institutionen heraus in die Welt zu tragen und allen Menschen zugänglich zu machen.“ Ausgezeichnet werden also auch die Menschen hinter Wikimedia und hinter den Bibliotheken. 

Dr. Lukas Mezger bei der Dankesrede

Foto: 2020 / UB Rostock

Lukas Mezger dankte den Bibliothekarinnen und Bibliothekaren dafür, ihre Einrichtungen immer wieder für Wikimedia-Projekte geöffnet zu haben und für die Bereitschaft, gemeinsam Neues auszuprobieren.

Alleine in Hamburg gab es im Lauf der Jahre eine Reihe von Projekten von Bibliotheken und Wikimedia im Rahmen der GLAM on Tour-Veranstaltungsreihe. Es wurden Fakten über Containerschifffahrt und historische Musikinstrumente recherchiert, es gab Wikipedia-Sprechstunden für Ehrenamtliche in Bibliotheken und es wurde die Geschichte der indischen Nationalhymne aufgestöbert, die tatsächlich viel mit Hamburg zu tun hat.

Wikipedia ist als Nachschlagewerk eine Tertiärquelle, die durch ihre Nachweisangaben und Literaturquellen ein Portal für die Primär- und Sekundärquellen sein möchte. Daher ist die internationale Kampagne #1Lib1Ref (One Librarian, One Reference) so wichtig. Möglichst viele Bibliothekarinnen und Bibliothekare sollen dazu beitragen, Wikipedia-Artikel mit Quellenangaben und Belegen aus ihren Beständen zu versehen.

Ein weiteres aktuelles Beispiel der Zusammenarbeit von Bibliotheken und Wikimedia ist die mit der ZLB erstellte Website „Fakten prüfen im Netz“, die Tipps gibt, wie man Fake News besser erkennen kann.

Nicht zuletzt eignet sich auch die Wikibase-Software hervorragend für Bibliotheken zur Verwaltung der Metadaten ihrer Bestände. So wird beispielsweise die Gemeinsame Normdatei von Wikipedia-Aktiven mitgepflegt, indem sie Wikipedia-Artikel mit Normdatensätzen verknüpfen und diese ggf. korrigieren. Umgekehrt verweist die Deutsche Nationalbibliothek in ihren Personendatensätzen automatisch auf Wikipedia-Artikel.

Solche Kooperationen sollen fortgesetzt und vertieft werden, so Lukas Mezger in seiner Rede: „Unsere Vision für die Zukunft ist ein internationales Wissensnetzwerk für Kunst, Kultur und Wissenschaft auf Basis von verlinkten, verlässlichen, offenen Daten unterschiedlichster Herkunft.“

Wikimedia und die DNB haben daher das WikiLibrary Manifest unterzeichnet, in dem sie beschließen, „den Datenaustausch zwischen Wissensinstitutionen mithilfe von Wikibase weiter [zu] vereinfachen und so für einen offenen Austausch von und fairen Zugang zum Wissen [zu] sorgen.“ Alle Bibliotheken und Einrichtungen, die sich den vereinbarten Prinzipien verpflichtet fühlen, sind aufgerufen, das Manifest mit zu zeichnen.

In der anschließenden Podiumsdiskussion zu Zusammenarbeit und Vernetzung mit Bibliotheken betonte Raimond Spekking, ein ehrenamtlicher Wikipedianer, dass die Verbesserung der Gemeinsamen Normdatei ursprünglich ein wichtiges Ziel der Ehrenamtlichen war und in den 15 Jahren der Zusammenarbeit bereits viele Fehler in den Normdaten korrigiert werden konnten. Lydia Pintscher von Wikimedia betonte den Gedanken der Freiheit und der FAIR-Prinzipien, den Wikibase verkörpere.

Podiumsdiskussion

Foto: 2020 / UB Rostock

Barbara Fischer die Mentorin der Zusammenarbeit von DNB und Wikimimedia äußerte die Hoffnung, dass noch mehr Bibliotheken den Mut haben, den digitalen Wandel aktiv zu gestalten. Dafür sollte Wikibase als Ökosystem des Wissens noch einfacher zugänglich gemacht werden, um für noch mehr Bibliotheken attraktiv zu werden. Mit etwas Pioniergeist und Offenheit sei es jedoch für jede Bibliothek möglich, eine Wikibase-Instanz anzulegen.

 

Antje Theise zeigte sich abschließend sehr optimistisch, dass die Zusammenarbeit zwischen Wikimedia und den Bibliotheken intensiviert werden wird. Auf eine Frage aus dem Publikum gab sie ihrem Wunsch Ausdruck, dass sich die Bibliothekarinnen und Bibliothekare der UB Rostock an der Aktion #1Lib1Ref beteiligen werden.

Musikalisch wurde die Veranstaltung von Jan Henryk Rentel (Harfe) und Sati-Noah Jimenez (Violoncello) begleitet. Sie wurden aus der Hochschule für Musik und Theater in Rostock zugeschaltet und spielten Werke von Gabriel Verdalle, Camille Saint-Saëns und Astor Piazzolla.
Die Gesamtmoderation der Veranstaltung übernahm Maiken Hagemeister.

Jan Henryk Rentel (Harfe) und Sati-Noah Jimenez (Cello)

Foto: 2020 / UB Rostock

Anlässlich der Preisverleihung hat Wikimedia Deutschland ein Video über die Zusammenarbeit von Wikimedia und Bibliotheken produziert, das Sie zusammen mit dem WikiLibrary Manifest hier finden: 

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