Dieses Beispiel eines modernen Bibliotheksstandortes würdigte auch Louwrens Langevoort in seiner Laudatio. Zusammen mit dem niederländischen Architekten Aat Vos und der Bibliotheks-Consultant Julia Bergmann sei in Kalk ein neues Bibliothekskonzept unter Beteiligung der Nutzerinnen und Nutzer entwickelt worden. Sozialräumliche Analysen und Nutzerbefragungen gingen in den „Design Thinking Process“ ein, aus dem sich das Profil für die neue, ungewöhnliche Bibliothek entwickelte.
Foto: 2019 / Babett Hartmann
Foto: 2019 / Babett Hartmann
Enstanden ist ein attraktives Haus mit vielen „Zimmern“, so werden die individuell gestalteten, auf verschiedene Nutzungsformen zugeschnittenen Bereiche ganz schlicht genannt. Neben Wohn- und Kinderzimmer gibt es ein Studierzimmer, in dem in Ruhe und konzentriert einzeln und gemeinsam gearbeitet werden kann.
Den Jugendlichen ist gleich eine ganze Etage gewidmet: Es gibt einen stationären und mobilen „Makerspace“ mit modernsten Virtual Reality Brillen und einer Gaming-Ausstattung sowie einen von der weltweit arbeitenden Künstlergruppe Urban Screen eigens für Köln entwickelten interaktiven Großbildschirm. Diese elektronische Tagtool-Wall bietet einzigartige Möglichkeiten des Experimentierens – hier können Jugendliche mit Tablets gleichzeitig und gemeinsam an großflächigen Graphiken, Graffitis und Animationen arbeiten und diese abspeichern.
Zu einem Ort des Wohlfühlens werde die großzügig angelegte Bibliothek aber erst durch die Aufmerksamkeit der Mitarbeitenden, die den Besuchern ihre Wünsche von den Gesichtern abzulesen scheinen. Menschen aller Kulturen werden so schnell aufgenommen in den Kreis des Lesens, Wissens und Entdeckens.
Durch Hannelore Vogts Wirken sei die Bibliothek in der „Mitte der Stadtgesellschaft“ angekommen, so Langevoort. Er gratulierte der Preisträgerin aufs Herzlichste und betonte die Medaille sei „eine Würdigung deiner grenzenlosen Energie, mit der du in der großen Welt und für die Stadt Köln deine Ideen realisiert hast.“
Foto: 2019 / Babett Hartmann
Dr. Sabine Homilius überreichte die Medaille, die, wenn es sie noch nicht gäbe, für Hannelore Vogt erfunden hätte werden müssen, so die Präsidentin. Aus dem Werk Preuskers zitierte sie bereits in ihrer Begrüßung verschiedene Stellen, die uns heute sehr modern anmuten, wie seine Betrachtungen zur Mitarbeiterführung und zur Bedeutung der Bildung.
In ihrer Dankesrede gab Hannelore Vogt ihrer riesigen Freude über die Auszeichnung Ausdruck und auch über die Laudatio von Louwrens Langevoort, mit dem sie nicht zuletzt das Engagement für Köln verbinde. Sie dankte allen ihren Kolleginnen und Kollegen, ohne die sie und die Bibliothek heute nicht da stünden, wo sie jetzt angekommen seien.
Foto: 2019 / Babett Hartmann
Gerade in Zeiten von Fake News und Klimaprotesten komme den Bibliotheken als Wissensvermittlern wegweisende Bedeutung zu. Ein positiver Trend sei, dass sich immer mehr Ehrenamtliche in der Kölner Stadtbibliothek engagierten, mittlerweile genauso viele wie hauptamtlich Beschäftigte. Auch wenn sich die Rolle von Bibliotheken geändert habe, so sei ihre Grundaufgabe nach den Worten Hannelore Vogts seit den Zeiten Preuskers gleich geblieben: Sie ermöglichen Zugang zur Bildung, heute nicht mehr nur über das Buch, sondern verstärkt auch über andere Medien und durch Vermittlung von digitaler Kompetenz.
Bibliotheken müssten „groß denken und bereit sein, ganz neue Lösungen zu entwickeln“. Mit entsprechendem Erfindergeist werde die Bibliothek auch weiterhin neue Wege beschreiten und nach den Sternen greifen, so die abschließenden Worte der Preisträgerin.
Musikalisch wurde die sehr gut besuchte Festveranstaltung vom Astor Trio des Kölner Klassik Ensembles begleitet, das eine interessante Mischung von George Gershwin, Johann Sebastian Bach und Astor Piazzolla zum „Einklang“ brachte.
Foto: 2019 / Babett Hartmann
„Von allen Welten, die der Mensch erschaffen hat, ist die der Bücher die Gewaltigste.“