In einem Festakt im Wilhelm-von-Humboldt-Saal der Staatsbibliothek zu Berlin, Haus Unter den Linden, wurde die Initiative Fortbildung für wissenschaftliche Spezialbibliotheken und verwandte Einrichtungen e.V. am 18. November mit der Karl-Preusker-Medaille ausgezeichnet. Die Bundesvereinigung würdigt damit das Engagement des ehrenamtlich geführten Vereins, der auf dem Gebiet der Fort- und Weiterbildung seit seiner Gründung 2001 Herausragendes geleistet hat. Mit über 200 Veranstaltungen für mehr als 6.000 Teilnehmende hat die Initiative dafür gesorgt, dass Bibliotheksmitarbeitende dauerhaft „beschäftigungsfähig“ bleiben, wie es in der Vereinssatzung heißt, auf die der Generaldirektor der Staatsbibliothek in seiner Laudatio mit einem Augenzwinkern Bezug nahm.
Der Generaldirektor der Staatsbibliothek, Prof. Dr. Achim Bonte, stellte denn auch das Thema der Zukunftsfähigkeit in das Zentrum seiner Laudatio: Auf die einzelnen Mitarbeitenden bezogen, als „employability“, also die in der Vereinspräambel genannte „Beschäftigungsfähigkeit, aber auch – und in engem Zusammenhang damit stehend – auf die Zukunftsperspektive der Bibliotheken insgesamt abzielend.
Die Messlatte sei höher zu legen, wie es die prominente Dozentin der Initiative Fortbildung, Mary Ellen Bates, mit ihrem Motto „raising the bar“ ausdrückt. Im Hinblick auf das Personal bedeute dies Erhöhung der Fortbildungsquote, Weiterqualifikation, Maßnahmen der Mitarbeitermotivation, gezielte Personalentwicklung und nicht zuletzt auch den Umbau des Personalkörpers hin zu mehr Kompetenz im Bereich der Digitalität.
Die Digitalisierung nämlich, habe die Bibliotheken wie alle verwandten Branchen in den letzten Jahren entscheidend verändert, in ihr liegen die größten Herausforderungen, deren Bewältigung für das Überleben der Bibliotheken essentiell sei, so der Generaldirektor. Allzu oft werde dies jedoch noch nicht in der gebotenen Dringlichkeit erkannt. „Wenn Bibliotheken als öffentliche Einrichtungen längerfristig bestehen wollen, benötigen sie in jedem Einzelfall genügend Merkmale, die von ausreichend vielen Menschen tatsächlich als Mehrwert betrachtet werden. Gelegentlich scheint es, als ob die Dimension dieses Auftrags von Bibliotheken noch zu sehr unterschätzt wird oder mit Hilfe von allzu positiven Lagebeurteilungen leichtfertig vertagt wird“ bilanziert der Generaldirektor kritisch.
Gerade kleinere Bibliotheken in der Fläche würden es daher zunehmend schwer haben. Bibliothekarische Dienstleistungen müssten heute „möglichst unmittelbar, möglichst bequem, möglichst passgenau“ geliefert werden. Andererseits möchten sich die Nutzenden auch selbst in den Informationskreislauf einbringen. Bibliotheken seien daher heute entsprechend ihrer Schwerpunkte und der Nutzeransprüche sehr differenziert und individuell zu denken. Ihre Zukunft wird von der Entwicklung der Medientechnik abhängen, für die gerade in größeren Häusern die eigene Handlungskompetenz ausgebaut werden sollte. Um das dafür notwendige Fachpersonal zu gewinnen und auf Dauer halten zu können müsse sich auch die Organisationskultur in den Einrichtungen ändern, hin zu mehr Sinnstiftung und Achtsamkeit auf die Beschäftigen, Chancenfairness und einem partizipativem Führungsstil. Auch hier ist ein „lebenslanges Lernen“ im Sinne von kontinuierlichem „Um-bilden“ nötig.
Nach dieser Tour d’Horizon des Generaldirektors zu wichtigen Zukunftsthemen der Bibliotheken überreichte BID-Präsidentin Dr. Sabine Homilius einer sichtlich gerührten Geschäftsführerin der Initiative Fortbildung, Evelin Morgenstern, die Urkunde. In der Begründung der Jury heißt es dort, dass die Initiative Fortbildung auch immer wieder neue bibliothekarische Themen lanciere, die dadurch häufig erst in den Fokus der bibliothekarischen Wahrnehmung gelangten. Diese Pionierarbeit sei vor allem ein Verdienst der langjährig ehrenamtlich tätigen Geschäftsführerin Evelin Morgenstern und ihrer engagierten Mitstreiterinnen.
Die Medaille übergab Frau Dr. Homilius an die Vorsitzende des Vereins, Christiane Schaper, die auch die Dankesworte sprach. Sie betonte in ihrer Rede, dass das Selbstverständnis als „Initiative“ konstitutiv für den Verein sei. Dieser habe, ähnlich wie Karl Benjamin Preusker, die Initiative ergriffen, als staatliche Zuständigkeit endete und sei nach der Schließung des DBI aus dem „Beratungsdienst für wissenschaftliche Spezialbibliotheken“ hervorgegangen. Die langjährige Geschäftsführerin Evelin Morgenstern hat durch Ideen, Mut und Hartnäckigkeit mit großem persönlichen Einsatz die Weiterbildungsinitiative fortgeführt und zu höchster Qualität entwickelt. Im Laufe der Zeit gab es viele Mitwirkende, – die Gründungsmitglieder, den Vorstand – aber auch Unterstützer und Partner und nicht zuletzt viele kompetente Referentinnen und Referenten.
„Von allen Welten, die der Mensch erschaffen hat, ist die der Bücher die Gewaltigste.“