Verleihung 2012 an Ranga Yogeshwar

Bibliothek und Information Deutschland zeichnete den Physiker und Wissenschaftsjournalisten Ranga Yogeshwar in der Stadtbibliothek Köln mit der Karl-Preusker-Medaille aus. BID würdigt damit Yogeshwars besonderes Engagement für Bibliotheken und Informationseinrichtungen. „Ranga Yogeshwar hat sich über viele Jahre hinweg für Bibliotheken stark gemacht und immer wieder auf eindrucksvolle Weise verdeutlicht, warum eine Gesellschaft Bibliotheken braucht“, so BID-Präsident Dr. Heinz-Jürgen Lorenzen bei der Übergabe der Medaille.

Die Generaldirektorin der Deutschen Nationalbibliothek, Dr. Elisabeth Niggemann, betonte in ihrer Laudatio, dass Bibliotheken für Yogeshwar den Kontrapunkt zu einer kommerzialisierten Welt darstellten, sie seien nach seinen eigenen Worten „der Beweis, dass es in einer Gesellschaft um mehr geht als um Sonderangebote und Schnäppchenpreise.“ Angesichts der zunehmenden Schwierigkeiten der Bibliotheken, E-books von den Verlagen überhaupt für die Ausleihe erwerben zu können, bekräftigte Niggemann die Notwendigkeit des Engagements von Personen wie Yogeshwar. Dieser unterstrich in einem Interview anlässlich der Preisverleihung, dass Bibliotheken in der Lage sein müssten, bestimmte Inhalte kostenlos für ihre Nutzer zur Verfügung zu stellen, auch am eigenen Bildschirm zu hause.

Foto: Dr. Gabriele Ewenz

Der Preisträger beleuchtete in seiner Dankesrede kaleidoskopartig die Veränderung der Welt des Wissens seit Gutenberg, angereichert mit seinen persönlichen Erfahrungen aus Indien als Enkel des berühmten Bibliothekswissenschaftlers Ranganathan. Er sprach von Licht als Indikator für Bildung und Kultur, von der Bedeutung des Mobiltelefons für die Verbesserung der Situation der Bauern in Indien und von der „Bibliothek in der Hosentasche“, die durchaus in Konkurrenz zur realen Bibliothek zu sehen sei. Nicht die klassischen Verlage seien dabei auf lange Sicht die Opponenten der Bibliotheken, sondern global agierende Distributoren wie Google, Amazon oder Facebook, deren Marktpolitik kaum zu durchschauen sei. Bibliotheken seien auf lange Sicht ein Garant für Open Access, aber nur, wenn sie vollen Zugriff auf alle Medien erhielten.

Die Preisverleihung war zugleich Abschlussveranstaltung der Kampagne „Treffpunkt Bibliothek“ des Deutschen Bibliotheksverbandes. Die dbv-Vorsitzende Monika Ziller zog in ihrem Grußwort kurz Bilanz der sehr erfolgreichen bundesweiten Aktionswoche zum Thema „Horizonte“: „Mit Lesungen, Ausstellungen, Workshops, Events, Bibliotheksnächten und vielen weiteren Aktionen beteiligen sich deutschlandweit über 1.100 öffentliche, 60 wissenschaftliche sowie 43 Spezial- und sonstige Bibliotheken an der Kampagne, um Horizonte zu erweitern, Lücken zu schließen und neue Wege zu eröffnen.“ Die finanzielle Lage der Bibliotheken, so Ziller, sei nach wie vor unbefriedigend. Der „Bericht zur Lage der Bibliotheken“ zeige, dass Bibliotheken in vielen Landesteilen durch neue Sparauflagen weiterhin unter Druck stünden.

Weitere Links zum Thema: