Verleihung 2011 an Bundespräsident a. D. Horst Köhler

Mit der Verleihung der Karl-Preusker-Medaille 2011 würdigt die BID die herausragenden Verdienste des ehemaligen Staatsoberhauptes um das Bibliotheks- und Informationswesen. Auf einer Festveranstaltung im sächsischen Großenhain nahm die Frau des Bundespräsidenten a. D., Eva Luise Köhler, die Auszeichnung entgegen, da ihr Mann seine Teilnahme aus persönlichen Gründen absagen musste. Die Veranstaltung bildete zugleich den Abschluss der diesjährigen Kampagne „Treffpunkt Bibliothek“ des Deutschen Bibliotheksverbandes.

Vor Beginn der Festveranstaltung im Kulturschloss von Großenhain besuchte Frau Köhler die Karl-Preusker-Bücherei, die heute in der ehemaligen Wohn- und Arbeitsstätte Preuskers untergebracht ist. Frau Köhler zeigte dabei großes Interesse an Fragen der Leseförderung und des Internets. Die Bibliothekarinnen Kathrin Schäfer und Anja Hofmann führten sie durch die historischen, jahreszeitlich geschmückten Räume der Bibliothek und den lauschigen Lesegarten und erläuterten die Vielfalt traditioneller und moderner Bibliotheksangebote. In Preuskers „Guter Stube“ trug sich Frau Köhler in das Goldene Buch der Stadt Großenhain ein.

Foto: Stadt Großenhain

Im Kulturschloss überreichte Frau Lux die Karl-Preusker-Medaille stellvertretend an Frau Köhler und betonte in ihrer Laudatio, dass noch nie ein Staatsoberhaupt in Deutschland „den Bibliotheken so viel Respekt und Unterstützung“ hat „teilwerden lassen“, wie es der Bundespräsident a. D. Horst Köhler getan hat. So habe er in seiner programmatischen Weimarer Rede anlässlich der Wiedereröffnung der Herzogin-Anna-Amalia Bibliothek am 24.10.2007 Bibliotheken als „entscheidende Bildungsorte“ und „unverzichtbares Fundamten unserer Wissens- und Informationsgesellschaft“ bezeichnet und zugleich auf deren mangelnde strategische Verankerung in der Bildungsinfrastruktur hingewiesen.

Er habe mit dieser Rede nicht zuletzt die Bibliotheksgesetzgebung in den Bundesländern angestoßen. Durch Besuche in Bibliotheken, Gespräche mit Bibliothekaren, Benefizveranstaltungen und die Übernahme von Schirmherrschaften für die Leipziger Kongresse und die Kampagne „Treffpunkt Bibliothek“ habe er einen wichtigen Beitrag zur Steigerung der politischen und gesellschaftlichen Wertschätzung für Bibliotheken geleistet.

Bundespräsident a. D. Horst Köhler betonte in der von seiner Frau vorgetragenen Dankesrede in Anspielung an den Brand der Herzogin-Anna-Amalia Bibliothek, dass wir den „Wert von Bibliotheken nicht erst dann erkennen“ dürfen, „wenn sie verloren zu gehen drohen.“ „Wir sollten vielmehr das Bibliothekswesen in Deutschland pflegen und stärken. Ein dichtes Netz gut ausgestatteter Bibliotheken ist für unsere Kulturnation unverzichtbar … Bibliotheken machen uns reicher, in jeder Hinsicht.“ Vor dem Hintergrund der Diskussion um die Mittelknappheit in Bund, Ländern und Gemeinden resümierte der Bundespräsident a. D. „Es gibt kaum eine bessere Investition in die Zukunft als attraktive, gut ausgestattete Bibliotheken auf der Höhe ihrer Zeit.“

Zusammen mit der Medaille wurde auch eine Urkunde überreicht. Das Etui und die Urkundenmappe in dunkelblauem Leder fertigte der Hamburger Etuimachermeister Andreas Ludwig, ein Nachfahren Karl Benjamin Preuskers, in Handarbeit an.

Staatsministerin Prof. Dr. Dr. Sabine von Schorlemer, vertreten durch den Generaldirektor der Sächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Prof. Dr. Bürger, verortete in ihrer Festrede das Engagement Karl Benjamin Preuskers im historischen Kontext und erläuterte die Besonderheit der Gründung einer jedermann zugänglichen öffentlichen Bürgerbibliothek im 19. Jahrhundert.

Zum Abschluss wurde der Blick wieder auf die Gegenwart gerichtet: Die dbv-Vorsitzende Monika Ziller zog Bilanz der diesjährigen Kampagne „Treffpunkt Bibliothek“ des dbv, die unter dem Motto „Schätze“ stand und mit der Veranstaltung in Großenhain zu Ende ging. Mit 5.000 Veranstaltungen, 20.000 Stunden Programm und 500.000 Bibliotheksbenutzern war die bundesweite Aktionswoche auch dieses Jahr wieder ein voller Erfolg. Angesichts der unbefriedigenden finanziellen Entwicklung in den Bibliotheken, die sich im kürzlich veröffentlichten „Bericht zur Lage der Bibliotheken“ widerspiegelt, forderte Frau Ziller eine bundesweite Aufstockung der Mittel für Bibliotheken und Informationseinrichtungen.

Die Festveranstaltung mit ca. 200 Gästen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft wurde musikalisch umrahmt vom Ilka Kraske Trio. Der Schauspieler Friedrich Wilhelm Junge rezitierte abschließend den „Vorspruch des Mendele“ aus dem Werk des jiddischen Autors Mendele Moicher Sforim.

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